Samstag, 24. Januar 2009
 
Wien: Rathaus kauft EKH PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bernhard Redl   
Dienstag, 19. Dezember 2006

Die Gemeinde Wien will nach all den Problemen, die nach dem Verkauf des Ernst-Kirchweger-Hauses durch die KPÖ entstanden sind, nun doch das Haus kaufen - oder besser: kaufen lassen.

Anfang Dezember ging es wiedereinmal rund im Wiener Rathaus. Denn es verdichteten sich die Gerüchte, die Stadt Wien wolle das Ernst-Kirchweger-Haus kaufen. Die FPÖ schäumte: "Es könne nicht sein, daß die autonome Szene, welche die angrenzende Bevölkerung seit Jahrzehnten terrorisiere und das EKH zu einer Ruine und einem ´Rattenstadl´ verkommen lasse, jetzt auch noch mit einer Finanzspritze von kolportieren zwei Millionen Euro belohnt werde", so der FPÖ-Stadtrat Herzog. Jetzt wolle die FPÖ die Bevölkerung in Favoriten darüber "informieren".

Wo die FPÖ tobt, kann die ÖVP nicht weit sein - diesmal in Gestalt des Favoritner Klubobmanns Thomas Kohl: "Was wir nicht einsehen, ist, dass die linken HausbesetzerInnen, die 'die Normen unserer Konsumkultur ablehnen', sehr wohl bereit sind, sich ihren Lebenswandel von genau dieser Gesellschaft finanzieren zu lassen", so Kohl. Er lehne es ab, "für diese Personen ein Fünf-Sterne-Hotel zu errichten".

Nun kann die FPÖ zwar nicht konkretisieren, wie die EKHler seit den 16 Jahren des Bestehens der Einrichtung die Bevölkerung "seit Jahrzehnten terrorisieren". Die ÖVP ficht hingegen nicht an, daß die früheren Hausbesetzer heute Mietverträge haben und die SPÖ wohl kaum das EKH zu einem "Fünf-Sterne-Hotel" umbauen will. Dennoch sah sich Sozialstadträtin Renate Brauner gezwungen, eine Stellungnahme abzugeben. Sie bestätigte die Kaufpläne, aber ist auch der Meinung, daß das Haus sehr desolat sei: "Man muss mittelfristig dafür sorgen, dass dieses Haus in Ordnung gebracht wird", sagte sie zum "Standard" Außerdem sollten die Bewohner, die sich aus unterschiedlichsten Gruppierungen zusammensetzten, im Bedarfsfall betreut werden. Und drittens müssten diese lernen, dass die Freiheit des Einzelnen dort ende, wo die Freiheit eines anderen beschnitten werde. Die Rückkehr von Asylwerbern ins EKH halte sie "für nicht ideal".

Was diese Äußerungen für das EKH bedeuten, bleibt abzuwarten - schließlich muß "Betreuung" durch die Wiener Sozialbehörden in den Ohren der Bewohner ja doch ein wenig nach Drohung klingen. Dieter Schrage, einer der Proponenten des in den nächsten Tagen zu gründenden Vereins, hofft, daß das nur "der Diktion einer Anfragebeantwortung" geschuldet sei. Auch die eher distanzierte Haltung Brauners gegenüber Unterkünften für Flüchtlinge im EKH sei hoffentlich nur Ausdruck der Politik gegenüber FPÖ und ÖVP. Für Schrage sei die Rückkehr vor allem des Flughafensozialdienstes "unabdingbar".

Fix sei noch nichts, so Schrage, aber er sei guter Dinge, daß der Verein, dem auch noch Promis wie Elfriede Jelinek, Peter Turrini und eventuell auch Ute Bock angehören sollen, mit Geldern des Rathauses das EKH erwerben könne und eine für alle tragbare Lösung dabei herauskäme. Er schätzt die Chancen auf "66%, daß das Ganze ein gutes Ende nimmt". Daß jedoch das Rathaus Wien unberechenbar in seinem politischen Verhalten ist, weiß auch Schrage: "Das wird natürlich nicht immer friktionsfrei ablaufen - vor allem, wenn jemand auszieht und geklärt werden muß, wer nachkommen soll."

Daß die Gemeinde Wien nach Jahren der Ablehnung, in denen die KPÖ ihr das Haus zum Kauf angeboten hatte, jetzt doch umgeschwenkt ist, habe man, so Dieter Schrage, vielleicht ausgerechnet Christian Machowetz zu verdanken. Als nämlich der ehemalige ANR-Aktivist Machowetz (siehe EKH-Stellungnahme) mit seinen Hilfswilligen nach dem Kauf das Haus in Beschlag nehmen wollte, hätten viele Angehörige der SPÖ-Linken recht klar erkannt, daß ihnen die Bewohner des EKH doch lieber sind als die Rechten, und entsprechend Druck gemacht.

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